«Zum Blauen Bock» war eine der erfolgreichsten TV-Sendungen im Nachkriegsdeutschland. (Archivbild von 1979 mit Heinz Schenk und Lia Wöhr)
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«Zum Blauen Bock» war eine der erfolgreichsten TV-Sendungen im Nachkriegsdeutschland. (Archivbild von 1979 mit Heinz Schenk und Lia Wöhr)
Fernsehgeschichte

100 Jahre «Witzischkeit»: Runder Geburtstag von Heinz Schenk

Heinz Schenk und seine Fernsehshow «Zum Blauen Bock» begeisterten ein Millionenpublikum. Jetzt wäre der 2014 gestorbene Kultmoderator 100 geworden.

Er bewirtete als Ur-Hesse in der TV-Äppelwoi-Kneipe «Zum Blauen Bock» lange Jahre seine Gäste: Heinz Schenk gehört ohne Frage zu den Show-Größen im Nachkriegsdeutschland. Zehn Jahre nach seinem Tod erinnert in seinem letzten Wohnort Wiesbaden ein schlichtes Grab auf einem Vorort-Friedhof an den Entertainer, sein früheres Wohnhaus wurde längst abgerissen. 

Heute vor 100 Jahren (am 11.12.1924) wurde Heinz Schenk geboren. Der Hessische Rundfunk (HR) widmet seinem einstigen Moderator aus diesem Anlass die einstündige Doku «Der 20 Millionen Mann - Entertainer Heinz Schenk».

Karriere begann im Karneval

Das hessisch-babbelnde Schlappmaul kam auf der anderen Seite des Rheins zur Welt - in Mainz. Dort bewies Schenk früh seine Begabung für den Frohsinn und hatte als Kind erste Auftritte in der Fastnachtsbütt. 

Nach dem Krieg wechselte der Schauspieler zum Radio. Dort hatte er wie Hans-Joachim Kulenkampff und Peter Frankenfeld Auftritte im «Frankfurter Wecker», einer legendären komödiantischen Frühsendung des HR. 1966 übernahm Schenk den «Blauen Bock» von Otto Höpfner.

Die Sendung ist untrennbar mit der goldenen Ära des deutschen Fernsehens verbunden. 21 Jahre lang lud Schenk als Oberkellner und Geschäftsführer zur Bembel-Sendung am Samstagabend ein.

Mit seiner Fernsehpartnerin Lia Wöhr schenkte er bis Ende 1987 Apfelwein aus der traditionellen Äppelwoi-Kanne aus und überreichte Ehrenbembel an seine Gäste. Bis zu 20 Millionen Menschen schalteten damals ein. Schenk lieferte die Ideen für die Sendung und schrieb neben den Texten auch fast alle Lieder.

Als der Hessische Rundfunk 1987 den «Blauen Bock» einstellte, widmete sich Schenk vor allem wieder der Bühne. Der oft unterschätzte Schauspieler wurde zu einer Stütze am Frankfurter Volkstheater. Zu seinen Paraderollen gehörte 1991 «De Geizhals», die hessische Version von Molières «Der Geizige». 

«Witzischkeit kennt keine Grenzen»

Dass er auch Selbstironie besaß, zeigte Schenk 1993 mit einem Auftritt in Hape Kerkelings Komödie «Kein Pardon». Dort spielte er einen alternden intriganten Showmaster, der seinen Assistentinnen nachstellt. Die Show und ein Ohrwurm in der bitterbösen TV-Satire heißen «Witzischkeit kennt keine Grenzen». 

«Als wir damals das Drehbuch geschrieben haben, konnte ich mir immer nur Heinz Schenk in dieser Rolle vorstellen», sagte Kerkeling vor Kurzem in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur. «Dann hat es keine 24 Stunden gedauert, nachdem wir ihm das Buch geschickt hatten, da rief er mich an und sagte: Das ist die Rolle meines Lebens. Natürlich spiele ich das.» 

Rückzug aus der Öffentlichkeit

In den Jahren vor seinem Tod wurde es ruhiger um Schenk. Der passionierte Skatspieler, Hobbygärtner und -fotograf zog sich mit seiner Frau Gerti aus der Öffentlichkeit zurück. «Es gibt ein Leben nach dem Applaus», sagte er kurz vor seinem 80. Geburtstag. Mit 89 Jahren, im Mai 2014, starb Schenk - nur wenige Monate nach dem Tod von Gerti.

Rund zwei Jahre später konnten Fans und Neugierige einen Einblick in das Privatleben der Schenks bekommen, denn für eine Versteigerung wurde das Haus des Paares in Wiesbaden-Naurod geöffnet. 

Wo es sich Heinz und Gerti früher auf rehbraunen Leder-Fernsehsesseln vor der Schrankwand aus rustikalem Eichenholz bequem gemacht hatten, standen an einem Samstagmorgen bei der Vorbesichtigung plötzlich rund 600 Besucher.

Vor allem die Bembel waren bei den Bietern beliebt und brachten teils mehr als 2.000 Euro. Daneben kamen etwa private Fotos, Schallplatten, Technikgeräte, Gemälde und Zinnteller unter den Hammer sowie die Sauna des Paares. Das Geld aus dem Nachlass floss in eine Stiftung zur Förderung junger Unterhaltungskünstler.

Von Andrea Löbbecke, dpa
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