Die historische Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch im Bistum Trier geht voran (Archivbild)
Nicolas Armer/dpa
Die historische Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch im Bistum Trier geht voran (Archivbild)
Kirche

Historiker untersuchen Amtszeiten von Marx und Ackermann

Jedes Jahr legt die Kommission zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs im Bistum Trier einen Bericht vor. Dabei geht es um neue Erkenntnisse, aber auch um den weiteren Fahrplan.

Für eine Studie zum Umgang mit sexuellem Missbrauch im Bistum Trier nehmen Historiker aktuell die Amtszeiten des früheren Bischofs Reinhard Marx und dessen Nachfolgers Stephan Ackermann in den Blick. Es geht um Missbrauchsfälle und deren Bearbeitung in dem Zeitraum 2001 bis 2021, wie die unabhängige Kommission zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs im Bistum Trier in ihrem dritten Zwischenbericht mitteilt.

Ergebnisse würden im vierten Quartal 2025 in einem weiteren Zwischenbericht veröffentlicht. Kardinal Marx, heute Erzbischof von München und Freising, war von 2002 bis 2008 Bischof in Trier. 

Das historische Forschungsprojekt an der Universität Trier, das die Aufarbeitungskommission initiiert hatte, untersucht sexuellen Missbrauch im Bistum Trier seit 1946. Berichte liegen bereits vor zur Amtszeit des früheren Bischofs Hermann Josef Spital, der von 1981 bis 2001 im Amt war, sowie zum ehemaligen Bischof Bernhard Stein (Amtszeit: 1967 bis 1980). 

Aktuell untersucht würden auch die Verfahren zur Anerkennung des Leids Betroffener seit 2010, hieß es im Jahresbericht. Es gehe um Abläufe bei der Bearbeitung von Fällen, geleistete Zahlungen sowie Probleme und Konflikte im Umgang damit. Bislang seien 156 Akten ausgewertet und erste Gespräche mit Zeitzeugen geführt worden.

Causa Dillinger

Im Missbrauchsfall des Ende 2022 gestorbenen Priesters Edmund Dillinger habe sich ein weiteres Opfer gemeldet, wie aus einem entsprechenden Bericht hervorgeht. Der Betroffene gab an, in den 60er Jahren in Bitburg als Kind von dem Geistlichen mehrfach sexuell missbraucht worden zu sein. 

Damit erhöhe sich die Zahl der Opfer des Saarländers auf nun mindestens 20, hieß es. Im Auftrag der Aufarbeitungskommission suchen zwei Sonderermittler noch nach möglichen Opfern des katholischen Geistlichen in afrikanischen Ländern. Bisher seien sie dabei nicht fündig geworden, hieß es. Der Abschlussbericht zu Causa Dillinger soll Ende April 2025 vorliegen.

Alle Bistümer stellen sich Aufarbeitung

Stand Ende Juli dokumentierten die Trierer Historiker für den Zeitraum von 1946 bis 2021 bislang insgesamt Taten mit 711 Opfern und 234 Beschuldigten. Im Projekt würden laufend neue Informationen zum Missbrauchsgeschehen gesammelt und in eine interne Datenbank aufgenommen.

Die unabhängige Kommission zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs im Bistum ist seit Juni 2021 im Amt, ihr gehören Betroffene und Fachleute an. Insgesamt soll die Aufarbeitung sechs Jahre dauern. 

Derzeit stellen sich alle 27 Bistümer bundesweit einer unabhängigen Aufarbeitung durch eingerichtete Kommissionen. Zum Bistum Trier gehören rund 1,2 Millionen Katholiken in Rheinland-Pfalz und im Saarland.

© dpa-infocom, dpa:241211-930-314794/1
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