Thema Organspende: Alles was du wissen musst!
Moderator John Seegert wirft ganz im Sinne unserer großen RPR1. Aktion „1000. Herzen für Rheinland-Pfalz – unsere Initiative für mehr Organspender‘ einen Blick hinter das große und wichtige Thema.
Moderator John Seegert wirft ganz im Sinne unserer großen RPR1. Aktion „1000. Herzen für Rheinland-Pfalz – unsere Initiative für mehr Organspender‘ einen Blick hinter das große und wichtige Thema.
In Deutschland stehen derzeit etwa 8500 Menschen auf der Warteliste für ein Spenderorgan. Das ist eine ganz schön große Menge, vor allem wenn man bedenkt, dass es zum Beispiel im Jahr 2021 bundesweit nur 933 Organspender gab. Rechnet man das hoch, entspricht das circa 11 Organspender je eine Million Einwohner. Aber was genau steckt eigentlich hinter dahinter? Um diese Frage zu beantworten, haben wir uns sich innerhalb von vier Folgen des Podcast ‚Der Tag in Rheinland-Pfalz‘ ganz besondere Interviewpartner eingeladen!
Mit dabei sind unter anderem:
Was beschäftigt die Menschen in RLP? Welche Themen sind wichtig für uns und unser Leben? RPR1-Moderator John Seegert fasst sie für euch zusammen.
Was beschäftigt die Menschen in RLP? Welche Themen sind wichtig für uns und unser Leben? RPR1-Moderator John Seegert fasst sie für euch zusammen.
In der aktuellen Ausgabe des Podcast ‚Der Tag in Rheinland-Pfalz‘ haben wir Lukas zu Gast. Lukas ist 21 Jahre alt und trägt schon seitdem er 14 Jahre ist ein Spenderherz in sich. Die Reise zu seinem neuen Herzen begann allerdings schon mit nur fünf Jahren in Form einer Herzmuskelentzündung. Wie Lukas in einem so jungen Alter mit der Thematik der Organspende umgegangen ist, was er bis zu seinem 14. Lebensjahr schon alles erleben musste und wie er jetzt mit 21 Jahren sein Leben lebt – das alles und vieles mehr hört ihr in der aktuellen Podcast-Ausgabe!
„Angst war schon da, aber ich habe versucht positiv zu denken. Also ich habe versucht voranzudenken und mich nicht von der Angst einholen zu lassen. Natürlich gab es Tage, wo ich gedacht habe, jetzt könnte es mal vorbei sein und es könnte mal wieder normal werden. Aber man muss versuchen positiv zu denken, würde ich sagen.“
„Also ich bin aufgewacht und erstmal habe ich gedacht: Habe ich es geschafft? Bin ich noch da? Bin ich noch in der Realität oder träume ich das jetzt? Und dann habe ich gedacht, dass mir irgendwas fehlt. Ich hatte ein halbes Jahr dieses Kunstherz an mir auf meinem Körper, das hat auch Gewicht gehabt. Und ich dachte, dass irgendwas fehlt. Und ja dann kam irgendwann die Realisation und ich dachte mir: Ich habe es geschafft, ich bin noch da. Das war schön!“
„Natürlich muss ich jeden Tag Tabletten nehmen, die werde ich auch mein ganzes Leben nehmen müssen. Das sind Immunsuppressiva, die dafür sorgen, dass mein Immunsystem so weit heruntergefahren ist, dass mein Körper nicht gegen mein Herz ankämpft. Im Alltag wäre ich aber sagen, dass mich das eher weniger belastet. Ich muss viermal im Jahr zur Kontrolle. Einmal zur großen Untersuchung, wo ich dann auch eine Nacht im Krankenhaus bleiben muss und ich dann komplett durchgecheckt werde. Aber sonst würde ich sagen, dass ich ein normales Leben führe, ja.“
„In erster Linie sollte das jedem selbst überlassen sein. Aber wenn man keinen Grund dafür hat keine Organe zu spenden, also wenn man es einfach nicht macht, weil man zu faul ist, dann denke ich mir: warum nicht? Ihr könnt damit vielleicht eins, zwei, drei, vier Leuten das Leben retten. Also ich würde die Organspende niemandem vorschreiben, aber ich würde mir wünschen, dass viele Menschen Organspender sind.“
Fehldiagnosen, ein falsch eingesetzter Defibrillator, zwei Herzstillstände, unzählige OPs: Mit gerade einmal 29 Jahren hat Tamara Schwab schon einiges mitgemacht. Nach jahrelangem Kampf wurde klar: Die einzige Lösung ist ein neues Herz.
In der aktuellen Ausgabe des Podcast ‚Der Tag in Rheinland-Pfalz‘ sprechen wir mit Tamara. Und dabei ist eines absolut sicher: Gänsehaut ist vorprogrammiert. Sie erzählt uns von ihrem langen Weg zum neuen Herzen – inklusive ihrer Ängste, Nahtoderfahrungen und wie sie es schaffte, nie die Hoffnung auf ein normales Leben zu verlieren.
Derzeit, ein paar Monate nach der Transplantation, geht es Tamara richtig gut. Zuvor hatte sie ihre Sicherheit verloren, traute sich nicht mehr allein zu wohnen, konnte keinen Sport mehr machen oder verreisen. Das ist nun alles wieder möglich – dank ihres neuen Herzens.
„Es war ein Sonntagabend und ich bin zum Trainieren ins Fitnessstudio gegangen, war anschließend auf dem Fahrrad, habe trainiert so wie immer und dann habe ich scheinbar von jetzt auf gleich Herzrhythmusstörungen bekommen und bin mit Kammern flimmern ohnmächtig vom Fahrrad gefallen. Ich hatte kurz darauf einen Herzstillstand und musste reanimiert werden.“
„Ich habe tatsächlich von 2018 bis 2021 in dauerhafter Angst gelebt und habe jeden Tag Angst davor gehabt, dass jetzt dieser Defibrillator plötzlich wieder anfängt, zu schocken. Ich hatte einfach viel zu viel Angst, dass mir was passiert, ich sterbe, und nicht nur das Sterben an sich, sondern eigentlich viel mehr, dass meine Eltern das miterleben müssen und dass sie mich am Ende vielleicht in der Wohnung finden und ich nicht mehr rechtzeitig an Hilfe komme.“
„Ich weiß noch als damals die Ärztin hereinkam, mich anschaute und meinte: ‚Frau Schwab ihr neues Herz ist da, sie müssen jetzt packen.‘ und in dem Moment, ich hatte einen Airpod drin, die Person im Ohr hat noch geredet als ich parallel diesen Satz gehört habe, dachte ich mir: „Ne das kann nicht sein.“
„Also am Anfang habe ich es tatsächlich überhaupt nicht realisiert, ich musste erstmal wieder halbwegs klarkommen und es hat auch zwei Tage gedauert, bis ich wieder richtig bei mir war. Mir war auch übel von den Medikamenten, ich hatte echt eine Weile ganz schön zu kämpfen und erst als ich dann klarer wurde habe ich gespürt das da was viel kräftiger in mir pumpt, deswegen mein Gedanke auch erstmal: „Oh Gott ist alles in Ordnung?“. Anschließend habe ich aber verstanden, dass es eben regelmäßig klopft und dass es jetzt einfach ein neues Herz ist.“
Als stellvertretender Direktor der Kardiologie I des Uniklinikums Mainz kennt sich Prof. Dr. med. Philip Wenzel in Sachen Organspenden aus. Gemeinsam mit ihm beleuchtet unser Moderator John Seegert in der neuen Folge des Podcast ‚Der Tag in Rheinland-Pfalz‘ das Thema aus der medizinischen Perspektive. Wie läuft eine Herztransplantation ab? Wie lange überlebt eigentlich das Herz außerhalb unseres Körpers? Fühlt sich ein neues Herz anders an? Welche Risiken gibt es bei der Transplantation und was hat es mit der High-Urgency-Liste auf sich?
„Also zunächst muss man wissen, dass die Herztransplantation nur sehr, sehr wenigen Menschen zuteilwird, die auf ein Organ warten. Deutschland ist ein Land mit über 80 Millionen Einwohnern und vielen zehntausend Patienten, die eine schwere Herzschwäche haben, hier werden im Jahr circa. 300 Herztransplantationen durchgeführt, also merkt man schon einen sehr großen ungedeckten Bedarf.“
„Das ist eine sehr unheimliche Vorstellung, die man sich nur so herleiten kann: Der Kreislauf wird in dem Moment durch eine Herz-Lungen-Maschine überbrückt und bevor dann sozusagen das kranke Herz entnommen und das Spenderherz eingesetzt wird, werden die großen Blutgefäße abgeklemmt und an den Vorhöfen entlang das Herz abgeschnitten. An diese Struktur heran wird dann das neue Herz angenäht, anschließend wird durch einen Elektroschock das Spenderherz wieder zum Schlagen angeregt und man kann dann von dem künstlichen Kreislauf, von der Herz-Lungen-Maschine, abgehen und dem neuen Spenderherz die Arbeit überlassen. Das funktioniert dann auch erstaunlich gut.“
„Es fühlt sich sicherlich etwas anders an als früher, aber die Herzfrequenz, also der Pulsschlag, wird immer noch reguliert, so ähnlich wie man das bei einem gesunden Herzen hat. Bei Anstrengung schlägt das Herz schneller und im Schlaf schlägt es langsamer, das hängt auch damit zusammen, dass sozusagen die Nervenverbindungen vom Körper zum Herzen nicht unterbunden werden. Diese Verbindung zwischen Nervensystem und dem Herzen bleibt also zum Großteil erhalten.“
„Diese „High-Urgency-Liste“, auf Deutsch Hochdringlichkeitsliste, bedeutet, dass die Grundvoraussetzung als Spender in Frage zu kommen gegeben sind, das heißt man hat zum Beispiel eine schwere Herzschwäche, die durch Medikamente oder Operationen nicht wieder rückgängig gemacht werden kann. Diese Punkte führen zu einer Hochstufung und das ist dann die Hochdringlichkeitsliste.“
„Ohne HU-Liste hat man fast schon gar keine Chance auf eine Organspende. Die Wartezeit auf ein Organ beträgt zwischen 5 und 8 Jahren, was dem geschuldet ist, dass wir ebenso wenig Spender haben und das heißt andersherum dargestellt, dass fast alle herztransplantierten in Deutschland vorher auf der Hu-Liste waren.“
Gemeinsam mit Anabel Becker, zuständige Referentin bei der Initiative Organspende RLP, wirft John Seegert in der aktuellen Folge des Podcast ‚Der Tag in Rheinland-Pfalz‘ einen Blick auf die rheinland-pfälzischen Zahlen. Wie viele Menschen in Rheinland-Pfalz haben überhaupt einen Organspendeausweis? Wie hat sich die Anzahl an Organspendern in den letzten Jahren verändert? Welchen Beitrag leistet die Initiative Organspende RLP? Wer kann überhaupt Organe spenden?
„Eine genaue Zahl festzustellen ist schwer, da verlässliche Daten fehlen, jedoch können Umfragen solche Zahlen ermitteln. Diese besagen, dass bundesweit circa 41% einen Organspendeausweis haben, in Rheinland-Pfalz liegt die Zahl etwas darüber mit 45 %. Allerdings zeigen sich diese Zahlen nicht in den Kliniken, das heißt wir gehen davon aus, dass Leute auch mit ‚Ja‘ bei den Umfragen antworten, die es vielleicht fest vorhaben sich einen zuzulegen oder weil sie denken, dass es sozial erwünscht ist.“
„Dem ist nicht so, man hat eben auf dem Organspendeausweis verschiedene Antwortmöglichkeiten, sie können einmal „Ja ich möchte meine Organe und auch mein Gewebe spenden“ sagen, sie können aber auch sagen „Ich möchte nur bestimmte Organe oder Gewebe spenden“ oder „Ich möchte nichts spenden außer zum Beispiel mein Herz“. Das ist auch wichtig für die Leute, die nicht spenden wollen, diesen Organspendeausweis auszufüllen und daher sagt die Anzahl der Organspendeausweise noch nichts darüber aus wie viele dann auch letztendlich ihre Organe spenden möchten.“
„Auch das ist möglich, die Organe werden natürlich immer untersucht, in welchem Zustand sie sind und ob sie transplantierfähig sind, aber ich hatte jetzt auch gerade eine Angehörige von einem Organspender der 30 Jahre geraucht hat und auch dieses Organ konnte transplantiert werden und hat auf jeden Fall zehn Jahre lang gearbeitet. Von daher brauchen wir die Organe auch im hohen Alter und auch mit Bedenken, leider sind wir nicht in der Lage oder in der Situation, dass wir dabei wählerisch sein könnten.“
„Ja, leider sind die Zahlen in den letzten Jahren gesunken, gerade im letzten Jahr hatten wir auch einen enormen Einbruch, der lässt sich zum Teil natürlich auch auf die Corona-Pandemie zurückführen. Generell sind die Zahlen aber auch leider sinkend, woran das liegt, ist nicht immer ganz erklärbar, es liegt natürlich ebenfalls an den hohen Ablehnungsraten, aber auch am Pflegenotstand, am Ärztemangel oder auch wie im letzten Jahr daran, dass einfach viele Intensivbetten gesperrt waren.“
„Also für ein persönliches Gespräch können sie ihren Hausarzt ansprechen, bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung gibt es auch ein Informationstelefon, das sie anrufen können und bei dem sie individuelle Fragen stellen können. Über das persönliche Gespräch hinaus können sie sich auch auf unserer Homepage „www.iniziativeorganspende-rlp.de“ informieren, sie können sich aber ebenfalls an die Krankenkassen wenden, diese stellen ihnen auch Materialien zur Verfügung und auch seit letztem Jahr gibt es in den Ausweisstellen von Bund und Ländern Informationsmaterial und auch Ausweise.“
Unfälle oder auch Krankheiten können von einem Tag auf den anderen alles verändern. Liegt im Falle des Todes kein Organspendeausweis vor, müssen die Angehörigen eine Entscheidung im Sinne des Patienten treffen. Wie muss es sich für einen Vater anfühlen, eine solche Entscheidung zu treffen, während dem er gleichzeitig den Tod seines geliebten Menschen verarbeiten muss?
Genau dieses Szenario hat Sascha aus Kell am See erlebt. Vor ungefähr fünf Jahren verlor Sascha seinen 22-jährigen Stiefsohn Kevin durch eine Hirnblutung im Urlaub. Für Sascha und seine Familie war sofort klar: Kevin wird Organspender! Denn nur eine Woche vor dem Urlaub hat sich die Familie über das Thema informiert. Durch diese Entscheidung konnte Kevin fünf Menschen helfen, zwei davon sogar das Leben retten. Wie geht man mit einer solchen Situation um? Warum führte die Organspende zu Mut und Hoffnung? Und in welchem Umfang ist der Kontakt zu den Organ-Empfängern gestattet?
Bereits vor zwei Jahren bekam Jens von den Ärzten gesagt, dass er langfristig nicht ohne eine neue Niere überleben wird. Nach vielen Krankenhausbesuchen, mehreren Dialysen am Tag und jeder Menge Tabletten gibt es bislang noch immer keine Sicht auf eine neue Niere. Die Wartezeit auf ein solches Organ beträgt in Deutschland über zehn Jahre! Wie geht man mit einer so plötzlichen Nachricht um?
In der aktuellen Ausgabe des Podcast ‚Der Tag in Rheinland-Pfalz‘ sprechen wir mit Jens und seiner Frau Claudia. Wie geht es den beiden unter diesen Umständen? Inwiefern hat eine solche Diagnose einen Einfluss auf den Familienalltag? Wie schaffen es die beiden, die Hoffnung nicht zu verlieren?
In Deutschland ist die Feststellung des Hirntods die universelle Voraussetzung für eine Organspende. Denn laut dem Transplantationsgesetz dürfen einem potenziellen Organspender erst dann Organe entnommen werden, wenn alle Funktionen des gesamten Gehirns – also des Großhirns, Kleinhirns und Stammhirns – nachweislich unwiederbringlich ausgefallen sind.
Das kommt in Deutschland tatsächlich selten vor: Bei mehr als 900.000 Todesfällen pro Jahr sterben etwa 400.000 Menschen im Krankenhaus. Von dieser Anzahl an Menschen werden im Durchschnitt nur ein Prozent, also 4.000 Menschen, als hirntot diagnostiziert. Letztlich müssen die Organe zu diesem Zeitpunkt noch in einem guten Zustand sein und die Angehörigen der Organentnahme zugestimmt haben, weswegen sich die Anzahl der, durch den Hirntod ausgelösten, Organspender weiter reduziert.
Trotz der Tatsache, dass verhältnismäßig wenige Menschen aufgrund des Hirntods Organe spenden können, sorgt der Begriff bei vielen Menschen für große Unsicherheiten. Das wollen wir ändern!
In der aktuellen Ausgabe des Podcast ‚Der Tag in Rheinland-Pfalz‘ sprechen wir mit Dr. Christian Mönch, Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Kinder- und Transplanrationschirurgie am Westpfalz-Klinikum Kaiserslautern. Wie funktioniert eine Hirntoddiagnostik? Wer darf den Hirntod feststellen? Handelt es sich dabei wirklich um einen irreversiblen Zustand?
Ist es aus der kirchlichen Sichtweise eigentlich in Ordnung Organe zu spenden? Lässt sich der Akt aus Nächstenliebe begründen? Oder kann es auch verwerflich sein, ein Organ zu spenden?
Dejan Vilov aus unserer RPR1. Kirchenredaktion ist zu Gast in der aktuellen Ausgabe des Podcast ‚Der Tag in Rheinland-Pfalz‘. Gemeinsam mit ihm spricht Moderator John Seegert über seine Einstellung zum Thema Organspende.